Warschauer Erklärung zum Gentech-Moratorium: Die Zukunft für Europa sichern

Diese Warschauer Erklärung zum Gentech-Moratorium wurde von 300 Teilnehmerinnen undTeilnehmern der Konferenz aus rund 30 Ländern am 26. Mai 2009 verabschiedet.

Die Teilnehmenden des „4. Organic Marketing Forum – Internationale Tagung zurVerarbeitung und Vermarktung von ökologischen Produkten und Rohwaren“ inWarschau fordern ein EU-weites Moratorium für die Zulassung und den kommerziellenAnbau von gentechnisch veränderten Organismen (GVO). Heute - nachdem sechs EU-Mitgliedstaaten den Anbau von MON810 verbieten und angesichts der rasantenZunahme gentechnikfreier Regionen in ganz Europa - ist der Augenblick für einMoratorium so günstig wie noch nie.

Das Moratorium soll genutzt werden um:
- die EU-Gesetzgebung zu überdenken und die regionale Selbstbestimmung zu stärken,
- das Verursacherprinzip bei der Bewältigung von Schäden durch die Agro-Gentechnik umzusetzen,
- eine gentechnikfreie und vielfältige Landwirtschaft zu fördern und die Ernährungssouveränität sicher zu stellen,
- Maßnahmen zum Schutz von gentechnikfreien Regionen für die Produktion von Saat-und Erntegütern zu prüfen und zu unterstützen,
- im Interesse einer nachhaltigen Entwicklung auch Naturschutzgebiete vor den schädlichen Auswirkungen einer intensiven Landwirtschaft mit Gentechnik zu schützen.

Die Teilnehmenden des 4. Organic Marketing Forum in Warschau halten fest:       
- Gentechnikfreie Landwirtschaft und Lebensmittel entsprechen dem Willen der Bevölkerungsmehrheit in Europa.      
- Die Nachfrage nach umweltgerecht und sozial verträglich produzierten Bioprodukten ist in den letzten Jahren angestiegen. Bioprodukte entsprechen am weitestgehenden den Verbraucherwünschen.
- Für Europas Landwirtschaft, Konsum und Umwelt ist die nachhaltige Nahrungserzeugung ohne Gentechnik die richtige Strategie für heute und morgen.
- Der Anbau von GVO hat sich in Europa nicht durchgesetzt. Nur auf 0,1 Prozent der Ackerfläche für Getreide wächst gentechnisch veränderter Mais. Doch Tausende von Bauern befürchten Verunreinigungen ihrer Ernten und einen damit verbundenen Einkommensverlust. Hingegen kann die Festlegung auf gentechnikfreie Produktion ein bedeutsamer Schlüssel für die Erschließung neuer internationaler Märkte sein.
- Die Kosten, die in Verarbeitung und Handel für Kontrollen und Warenflusstrennung anfallen, stehen in keinem Verhältnis zum kaum vorhandenen ökonomischen Nutzen der gentechnisch veränderten Pflanzen für damit agierende Landwirte und Industrie. Die Gentechnik-Nutzer müssen weit stärker als bislang die Folgekosten der Agro-Gentechnik übernehmen.

Wir rufen die Agro-Gentechnik-Konzerne auf, das Hungerproblem nicht länger zumissbrauchen, um die Einführung von GVO zu rechtfertigen. Diese irreführende Propagandaist durch alle praktischen Erfahrungen widerlegt. Wir halten sie daher für falsch undunethisch.

Wir danken den Bürgerinnen und Bürgern, den Landwirten und den Organisationen, die mitihrer Schaffung von gentechnikfreien Regionen den Weg für ganz Europa aufzeigen.

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